Freitag, 20. September 2019

Das endlose Angebot

Sehr oft werden Sie einen erfahrenen Uhrmacher hören, der mit den guten alten Zeiten prahlt. Die goldene Ära, in der jeder Schweizer Uhrenersatzteillieferant im Wettbewerb stand und seinem Geschäft nachjagte.  Eine Zeit, in der Schweizer Uhrenmarken damit beschäftigt waren, Uhren herzustellen und kein Interesse daran hatten, sie zu reparieren.

In den späten 60er und frühen 70er Jahren nahm die Nachfrage nach mechanischen Uhren schnell ab. Preiswerte und dennoch hochpräzise batteriebetriebene Uhren wurden zum neuen coolen Ding. Ich erinnere mich noch gut an die Tage in den 1970er Jahren, als Schweizer Ersatzteilvertreter selbst an die Türen der kleinsten Uhrenwerkstätten klopften und um Geschäfte bettelten. Es war ein ziemlich amüsanter Anblick für ein 12-jähriges Kind. Uhrmacher kauften Vorbauten, Zugfedern, Aufzugskronen, federbelastete Stangen, Kristalle und Plexigläser in Dutzenden pro Größe auf einmal. Hier ist nur ein Beispiel für eine typische Bestellung mit über 500 gewickelten Kronen, die meisten davon noch in versiegelten Beuteln. Kein Schweizer Zulieferer würde es jemals wagen zu sagen – auch nicht dem kleinsten unabhängigen Uhrmacher – «keine Ersatzteile für Sie».  



Das Plexiglas-Liefergeschäft war hart umkämpft, mit unzähligen Generikamarken, die Uhrenkristalle lieferten. Auch hier war es absolut unerhört, keinen Ersatzplexi jeglicher Dimension, Höhe, Dicke, wasserdicht oder nicht zu beschaffen. Noch heute enthält unser Lagerbestand nicht nur Kristalle, die in der Schweiz und in Deutschland hergestellt werden, sondern auch australisches Glas von J W Handley aus Melbourne, Dean plexi, Beta und G Jenssen aus Sydney. Eines hatten sie alle gemeinsam: Sie alle nannten ihr Produkt unzerbrechlich! 

Die guten alten Zeiten! 
         

              

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